Stop von Impfausschreibungen


Ärzteverbände warnen vor Engpässen
Stop von Impfausschreibungen

Zahlreiche ärztliche Berufsverbände in Deutschland fordern ein sofortiges Ende für die Ausschreibung von Impfstoffen. Die Gesundheitsexperten sehen die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit wichtigen Impfstoffen in Gefahr.

Rabattverträge zwischen Kassen und Herstellern

Seit 2003 können die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland so genannte Arzneimittel-Rabattverträge mit den Herstellern von Arzneimitteln schließen. In deutschlandweiten Ausschreibungsverfahren präsentieren die Hersteller ihre Angebote für einzelne Medikamente. Kommt es zu einem Vertrag, verpflichten sich die Kassen über einen festgelegten Zeitraum das Medikament ausschließlich von diesem Hersteller zu beziehen. Dieser gewährt im Gegenzug bestimmte Rabatte.

Diese Rabattverträge existieren auch für Impfstoffe, beispielsweise gegen Influenza (Grippe). „Die Ausschreibung von Impfstoffen hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass es in manchen Bundesländern zu Engpässen bei der Versorgung mit Grippeimpfstoffen gekommen ist, wenn der von den Krankenkassen ausgewählte Hersteller nicht rechtzeitig liefern konnte. Insbesondere für unsere Risikopatienten – also ältere Menschen und Patienten mit chronischen Erkrankungen – kann das Fehlen der empfohlenen Impfung gegen Influenza zu ernsten Gesundheitsproblemen führen“, kritisiert Dr. Wolfgang Wesiak, Präsident des Berufsverbands der Internisten (BDI).

Rabattverträge fördern Impfmüdigkeit
Die Berufsverbände warnen davor, dass es bei Lieferproblemen einzelner Hersteller nicht nur zu Engpässen bei der Versorgung der Bevölkerung kommt. Die Praxis der Rabattverträge wirkt sich auch negativ auf die Impfbereitschaft der Bürger aus. „Bei Engpässen  müssen bereits vereinbarte Impftermine wieder abgesagt werden, Ersatzimpfstoffe mühsam organisiert werden. So kann diese wichtige Präventionsmaßnahme nicht gefördert werden – im Gegenteil. Viele Patienten verzichten dann auf die jährliche Impfung gegen Influenza“, berichtet Dr. Wesiak.

Einheitsbrei statt individueller Impfstoffe

Darüber hinaus schränken Rabattverträge die Vielfalt individueller Impfstoffe ein. Jede Krankenkasse, die einen Vertrag mit einem Hersteller hat, zahlt ihren Versicherten nur Impfungen mit dessen Impfstoff. Die Kosten für andere Präparate müssen die Versicherten selbst tragen. Gegen Influenza gibt es beispielsweise Impfungen als Nasenspray speziell für Kinder zwischen zwei und sechs Jahren. Er wird ausdrücklich von der Ständigen Impfkomission (STIKO) des Robert Koch-Instituts empfohlen. Für Schwangere eignen sich besonders Präparate ohne Konservierungsmittel, Allergiker gegen Hühnereiweiß profitieren von eiweißfreien Impfstoffen. „All diese Aspekte werden bei den bisherigen Ausschreibungen der gesetzlichen Krankenkassen gar nicht berücksichtigt. Die vermeintlichen Einsparungen der Kassen gehen zu Lasten der Versorgungsqualität. Eltern, denen wir in der vergangenen Saison für ihre kleinen Kinder den neuen Impfstoff als Nasenspray anbieten wollten, mussten ihn aus eigener Tasche bezahlen. Die Ausschreibungen der Kassen ignorieren an dieser Stelle sogar die offiziellen Empfehlungen der Impfexperten – das muss aufhören“, fordern die Präsidenten der Berufsverbände der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) sowie der Frauenärzte (BVF).

Unterzeichner:
BDI: Bundesverband Deutscher Internisten
BVF: Bundesverband der Frauenärzte
BVKJ: Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte
BdP: Bundesverband der Pneumologen
BVHNO: Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte
NAV Virchow-Bund: Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands

News

Durch KI das Koloskopieren verlernt
Durch KI das Koloskopieren verlernt

Verschlechterte Diagnostik

Künstliche Intelligenz hat auch ihre Nachteile: Wenn Ärzt*innen sich bei der Diagnostik zu sehr darauf verlassen, verlernen sie schnell, selbst verdächtige Befunde zu erkennen. In puncto Darmspiegelungen war dies in einer Studie schon der Fall.   mehr

Was nutzt die Gürtelrose-Impfung?
Was nutzt die Gürtelrose-Impfung?

Guter Schutz bestätigt

Wer als Kind Windpocken hatte, der erkrankt später möglicherweise ein zweites Mal – dann an einer oft sehr schmerzhaften Gürtelrose. Eine Impfung soll zumindest ältere Menschen davor schützen. Doch wirkt die Impfung auch?   mehr

Antibiotika korrekt einnehmen
Antibiotika korrekt einnehmen

7 Tipps für den richtigen Umgang

Multiresistente Keime sind derzeit in aller Munde. Bei diesen Erregern wirken die meisten Antibiotika nicht mehr. Expert*innen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) geben Patienten wichtige Tipps zu Einnahme und Dosierung von Antibiotika.   mehr

Ketamin als Stimmungsaufheller?
Ketamin als Stimmungsaufheller?

Kein Langzeiteffekt

Depressionen sind manchmal schwer zu behandeln. Große Hoffnungen wurden auf die Infusion von Ketamin gesetzt. Nun zeigt sich aber, dass diese Behandlung wahrscheinlich keinen Langzeiteffekt hat.   mehr

Antidiabetika schützen das Herz
Antidiabetika schützen das Herz

Verringertes Infarktrisiko

Menschen mit einem Typ-2-Diabetes haben ein erhöhtes Risiko, an einem Schlaganfall oder einem Herzinfarkt zu versterben – auch bei guter Stoffwechselkontrolle. Einige Antidiabetika scheinen die Gefahr dafür jedoch zu verringern.   mehr

Alle Neuigkeiten anzeigen

Beratungsclips

Antibiotikumsaft mit Löffel

Antibiotikumsaft mit Löffel

Dieses Video zeigt Ihnen kurz und verständlich, wie Sie einen Antibiotikumsaft mit einem Dosierlöffel richtig einnehmen. Der Clip ist mit Untertiteln in Russisch, Türkisch, Arabisch, Englisch und Deutsch verfügbar.

Wir bieten Ihnen viele unterschiedliche Beratungsclips zu erklärungsbedürftigen Medikamenten an. Klicken Sie einmal rein!

Hof-Apotheke
Inhaber Burkhard Knoben
Telefon 0241/3 97 24
E-Mail hof-apo-aachen@t-online.de